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Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
Blog zum Medienrecht


4. Januar 2010

Wikipedia-Kritiker des Tages … ;-)

Heute erschien auf Telepolis mein Beitrag über die Wikipedia-Profiler, also Leute, die bei der Wikipedia vorgetäuschte Benutzer aufspüren, im Internet-Volksmund „Sockenpuppen“ genannt.

Leser meines Blogs wissen ja, dass ich mit den Wikingern so meine Probleme habe … ;-) Meine Kritik hatte ich insbesondere in diese Glosse gefasst, welche das fragwürdige Wissensmonopol und die durch Wikipedia beeinflusste Wahrnehmung der Realität auf die Schippe nahm, was mich da wohl einige Freunde gekostet hat.

Und wie ich soeben lese, habe ich nun in Sachen Wikipedia-Kritik einen weiteren unerwarteten Mitstreiter gefunden: BILD-Chef Kai Diekmann ist unzufrieden mit der Wikipedia-Berichterstattung über seinen … also über das Kunstwerk und ruft daher seine Leser auf, den Beitrag zu korrigieren. Er stellt sogar eine Reihe an Quellen bereit, gefährdet aber unsere junge Freundschaft, in dem er eine unterschlagen hat: Meinen liebevollen Beitrag zur rechtlichen Auseinandersetzung über die dem Kunstwerk zugrundeliegende TAZ-Satire auf Telepolis!

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30. Dezember 2009

Die Wikipedia frisst ihre Väter … Kurt Jansson und sein bockiges Kind

Bild: Flickr.com

Wie die Geschichte uns lehrt, wurden etliche Ordensgründer oder sonstige Vereinsmenschen von den Organisationen, welche sie initiiert hatten, später irgendwann einmal in die Wüste geschickt. „Die Revolution frisst ihre Kinder“ umschreibt ein ähnliches Phänomen, bei dem das Geschaffene eine Eigendynamik entwickelt, die letztlich den verdienstvoll Gutmeinenden überfordert, gar den Kopf kostet. Ein ähnlich tragisches Schicksal zeichnet sich bei Kurt Jansson ab, dem vormaligen Häuptling des Wikimedia e.V., der die deutschsprachige Wikipedia von der Stillphase bis durch Schulzeitalter begleitete. Gemessen an Internetjahren ist die Wikipedia inzwischen volljährig. (Einen Artikel „Internetjahr“ gibt es bei Wikipedia übrigens noch nicht.)

Schwieriges Promi-Kind

Doch das Kind „Wikipedia“ befindet sich in einer Trotzphase. Es widerspricht dem Vater, der auf seinem Erziehungsrecht beharrt. Genauer: Die Benutzer der Wikipedia haben eine eigene Vorstellung von dem, was Wikipedia ist oder sein sollte. Das verursacht Stress, der einen ersten Höhepunkt Anfang November erreicht hatte, als man zum Zwecke der Krisen-PR eine Pseudo-Podiumsdiskussion zu den Relevanzkriterien zu inszenieren versuchte, die trotz aller Kontrollversuche aus dem Ruder gelaufen war.

Wikipedia-Debatte Reloaded

Heute nun hat der Chaos Computer Club im Rahmen seines Kongressprogramms die missglückte Veranstaltung des Wikimedia-Vereins in Eigenregie neu aufgelegt, jedoch in zivilisierterem Umfeld unter liberaleren Umständen. Statt 42 unter seltsamen Formalitäten zugelassene Beobachter hieß der CCC einige Hundert Interessenten willkommen. Statt an der Tür provinziell barsch herauskomplimentiert zu werden, saß ich diesmal in der ersten Reihe, direkt gegenüber dem Podium – und blieb genauso friedlich, wie ich es im November geblieben wäre. Blogger Fefe, der die Relevanzdiskussion entscheidend geprägt hatte, wurde mit einer gewissen Selbstironie seitlich des Podiums auf einem Sofa platziert, wo er ersichtlich Spaß hatte.

Der Stream wird demnächst hier bzw. hier downzuloaden sein, eine Zusammenfassung bieten netzpolitik.org, heise.de und fefe himself. Daher möchte ich nur wenige Aspekte kommentieren.

Kein Wissen der Vielen, kein Formen der Realität

Die von Wikipedia bzw. Wikimedia gesandten Vertreter widersprachen dem häufig der Wikipedia unterstellten Anspruch, das „Wissen der Vielen“ zu sammeln. Dieses Label sei von Dritten angedichtet worden. Man sammele lediglich das „bekannte“ Wissen, also solches aus Quellen. Ob etwas wahr ist oder nicht, sei unerheblich, entscheidend sei vielmehr, ob es belegt ist. Sekundärquellen werden daher kurioserweise Primärquellen vorgezogen, ebenso tradiierte Lügen, die aufmerksame Leser möglicherweise korrigieren könnten – aber das wäre unerwünschte Theoriefindung

Ebenso wenig sei es erwünscht, die Realität durch Wikipedia zu beeinflussen. Dass Weltverbesserer bei wissenschaftlichen Projekten eher lästig sind, liegt auf der Hand. Hier wird es aber grundsätzlich spannend, denn Fortgeschrittene in Sachen Physik oder Medien wissen, dass ein Beobachter nun einmal stets sein Objekt beeinflusst, zwischen politischen Sachverhalten und deren kollektiver Wahrnehmung eine Wechselwirkung besteht. An dieser Stelle wollen wir es dabei belassen.

Murrt der Kurt?

Kurt Jansson ist es hoch anzurechnen, dass er sich in die Höhle des Löwen gewagt hatte, wo man nun einmal mehrheitlich anderer Auffassung als der harte Kern der Wikipedanten ist – und auch nicht durch Sperren seiner Stimme beraubt werden kann. Da mag man ihm seine anfängliche Larmoyanz durchgehen lassen, das Projekt Wikipedia erfahre seitens des CCC nicht ausreichend Anerkennung. Denn im Gegenteil hatte sich gerade der CCC oft für die Wikipedia stark gemacht, zumal nicht einer im Saal gewesen sein dürfte, der den grundsätzlichen Wert und die Leistung der Wikipedia-Macher infrage stellte.

Doch „Lieben heißt loslassen können“, wie es Wolfdietrich Schnurre einst propagierte. Die Loslösung vom Elternhaus bereitet Vater Jansson gewisse Schwierigkeiten. Noch immer sieht Jansson in seinem gehätschelten Kind seine Vorstellungen, nach denen es sich zu richten habe, ohne zu merken, dass sein jedermann präsenter Sprößling ein Eigenleben entwickelt hat. Die Realitätsferne Janssons trat in der Diskussion erstmals zutage, als er so nebenbei erwähnte, dass man beim Kochen ja auch nicht auf Wikipedia zurückgreife – genau aber solch einen praktischen Mehrwert wünschten sich offensichtlich die meisten Anwesenden.

Keine große Wikipedia-Verschwörung!

Hinterließ Jansson gut zwei Drittel der Zeit den Eindruck eines aufgeweckten Zeitgenossen, so trübte sich das Bild des Gastes mit Pharaonenbart schlagartig, als er zur Höchstform auflief: So wetterte Jansson gegen den – soweit ich es sehe, vorliegend gar nicht erhobenen(!) – Eindruck, in der Wikipedia gäbe es die ganz große Verschwörung usw. Offenbar handelte es sich hier um ein vorbereitetes Statement, das Jansson im ungeeigneten Moment ventilierte.

Nun ja, Cliquen-Bildung, Seilschaften und Meinungskartelle gibt es sehr wohl, oft sogar äußerlich wahrnehmbar: nämlich in Form der Wikipedia-Stammtische und Treffen, sowie im Wikimedia-Verein, der während der Veranstaltung überhaupt nicht zur Sprache kam. Jansson wird ihn kennen – er hat ihn nämlich selbst gegründet. Wie der Soziologe Christian Stegbauer nachgewiesen hat, ist die offline-Präsenz für Admin-Karrieren eine fundamentale Voraussetzung. Auch Streite innerhalb der Wikipedia werden im Zweifel zugunsten dessen entschieden, den man kennt.

So ist das nun einmal. Warum sollte es in der Wikipedia auch anders laufen als sonstwo? Warum kann man denn nicht einfach zu solchen Tatsachen stehen, anstatt sie zu negieren?

Fazit

So niveauvoll die Debatte auch verlief, erneut reduzierte man das Thema auf die Relevanzkriterien. Die anderen Strukturprobleme wie Artikelbesitzer, Admin Abuse und jede Menge Interessenkonflikte durch den Wikimedia Verein („Geld verdirbt den Charakter“), kamen leider nicht zur Sprache. Doch sowohl die lebhaft geführte Debatte, als auch die zahlreichen kritischen Anmerkungen, die anlässlich des Eine-Millionsten Artikels in der Tagespresse fielen, lassen hoffen, dass die reziproke Wahrnehmung der bemerkenswert kritikresistenten Wikipedanten aufgebrochen wird.

Eine Sache sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben: Jemand, der sich Verdienste um die Wikipedia wie Kurt Jansson erworben hat, sollte dort durchaus relevant genug für einen eigenen Artikel sein.

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22. Dezember 2009

Wikimedia-Geschäftsführer verteidigt Relevanzkriterien im Interview

Der Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland gab der Neuen Osnabrücker Zeitung ein lesenswertes Interview zur Wikipedia-Debatte. Offenbar hat man inzwischen erkannt, dass die Wikipedia nicht nur Autoren hat, sondern auch Leser. Und dass diese Leser eine eigene Vorstellung davon haben, was sie in einer interaktiven Online-Enzyklopädie lesen wollen, sich inzwischen massiv zu Wort melden. Soweit scheint die Botschaft angekommen zu sein.

Beim eigentlich spannenden Punkt, nämlich dem Zensurvorwurf, schwächeln die Erkenntniskräfte:

„Und dann gibt es aber noch eine zweite Sperre, das ist die sogenannte Vollsperre. Hier kann auch ein angemeldeter Benutzer nicht mehr in dem Artikel editieren, das heißt der Artikel ist komplett für Bearbeitungen gesperrt. Hintergrund: Wenn es massive Meinungsverschiedenheiten um einen Inhalt gibt und beide Seiten probieren, ihre Meinung durchzusetzen, dann kann der Artikel kurzfristig gesperrt werden, bis das Thema durch Diskussion geklärt wurde.“

„Kurzfristig“? Was meint er wohl damit? Sicherlich nicht die permanente Sperrung  des Artikels zum Kennedy-Mord, wo unser oberster Attentats-Deuter Phi seine Macht des kleinen Mannes auslebt, wo der weise Verkünder Atomiccocktail („Denn sie wissen nicht, was Wikipedia ist“) seine schlechte Kinderstube ausbreitet und wo die Admins Pjacobi und Mogelzahn Richter spielen, wobei sie verschweigen, dass die von ihnen regelmäßig begünstigte Partei Phi dem gemeinsamen Hamburger Wikipedia-Stammtisch angehört. (Mogelzahn hatte ich übrigens gestern zufällig enttarnt! Klickt man beim Foto des Landgerichts Hamburg auf den Namen des Fotografen Claus-Joachim Dickow, so gelangt man zum Hamburger Wikipedia-Stammtischbruder Mogelzahn … Tja, mogeln will gelernt sein!)

Das Wort „Zensur“ mag er nicht gelten lassen:

„Der Begriff Zensur geht aus meiner Sicht schon am Thema vorbei, weil es keine zentrale Institution gibt, die zensieren könnte. Hier handelt es sich in allen Fällen um die Entscheidung der Community und das Ergebnis von Diskussionen.“

Im genannten Beispiel „Kennedy-Mord“ heißt dies Community „Phi“. Das Ergebnis von Diskussion ist, das diese ignoriert und widerlegte Falschbehauptungen trotzig aufrecht erhalten werden, etwa die Wahnvorstellung Phis, der Mehrheit der Autoren zum Attentat folge „dezidiert der Alleintäterthese“ und andere Meinung hätten als „randständig“ zu gelten, weshalb sie aufgrund irgendeiner Wiki-Regel nicht im Artikel zu erwähnen seien. Enzyklopädischer Totalschaden!

Auf die Kritik der Interviewerin „Derjenige, der diese Diskussion als Administrator zusammenfasst und auswertet, der interpretiert ja auch.“ antwortet der Wikimedia-Mann:

„Es geht hier ausschließlich um das Löschen von Artikeln.“

Huch? Hat er noch immer nicht begriffen, dass die Lösch-Debatte nur eine Facette des weitaus fundamentaleren Community-Problem der Wikipedia ausmacht?

Angesprochen auf das Problem der PR-Manipulationen relativiert er und beschwört die Selbstreinigungskräfte der Wikipedia.

„Sie brauchen gar kein trojanisches Pferd, um reinzukommen.“

Was der gute Mann jedoch verschweigt, ist die inzwischen gut belegte Tatsache, dass Leute aus dem Wikipedia-Umfeld solche PR-Dienstleistungen sogar anbieten. (Auch hier stoßen wir wieder auf den Namen eines geschätzten Hamburger Wikipedia-Stammtischbruders …)

Politiker kommen im Allgemeinen damit durch, Probleme zu marginalisieren und auszusitzen, bis die Presse keinen Spaß mehr am Thema hat. Ob solche Ignoranz in einer interaktiven Community auch funktioniert, bleibt abzuwarten.

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11. Dezember 2009

Wikipedia-Debatte: Wikimedia-Funktionär ignoriert krampfhaft das Problem

Der ehemalige Wikimedia-Häuptling und heutige SPIEGEL-Angestellte Kurt Jansson, der bei der Wikipedia-Podiumsdiskussion durch seine krasse Fehleinschätzung des Ausmaßes des Problems aufgefallen war, versucht nun auf SPIEGEL ONLINE, die Lufthoheit über das leidige Thema zurück zu erobern.

Obwohl die Debatte längst vorangeschritten ist, reduziert Jansson die Sache auf das Exkludisten/Inkludisten-Problem bei der Eingangskontrolle. Mit keinem Wort erwähnt er das Problem der Artikelbesitzer („Blockwarte“), also den Leuten, die einzelne Artikel als ihr Revier betrachten und Fortschritt blockieren. Was er beklagt, ist nicht ein Mangel an Autoren, sondern – so nennt er sie wirklich – „Redakteuren“. Er verortet den casus knacktus sogar allen Ernstes dort:

Nein, es sind nicht Relevanz-, sondern „Hierum können und wollen wir uns kümmern“-Kriterien, für die die Weisheit der Massen irgendwann einen griffigeren und präziseren Namen finden wird.

Es wäre umgekehrt gescheiter, wenn sich die selbsternannten Bewahrer mal etwas weniger um die Wikipedia kümmern und den vergrätzten Schreibern mal für zwei Wochen den Vortritt lassen würden. Sperrt doch mal alle gegenwärtigen Admins und Autoren für zwei Wochen, da wird garantiert die Welt nicht von untergehen!

Solange die etablierte Community die Zeit aufbringt, kooperationswillige Autoren mit solchen privaten Bollwerken vor den Kopf zu stoßen,

solange Löschadmins jeglichen Respekt vor schöpferischen Leistungen vermissen lassen und selbst komplexe Arbeiten mit apodiktischer Arroganz löschen,

solange Admins und „vernetzte Wikipedianer“ sich ohne Konsequenzen nach Gutsherrenart aufführen können wie die Axt im Walde,

solange dieser seltsame Wikimedia-Verein offline Communitys fördert und Interessenkonflikte produziert,

solange wird das nichts werden mit der Rekrutierung Freiwilliger. Der erste Schritt wäre jedoch, diese Probleme anzuerkennen, statt sie zu marginalisieren und ignorieren.

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22. November 2009

Kennedy-Attentat jährt sich zum 46.Mal

Aus Interesse an Medienkritik, Manipulation und Kollektivillusionen habe ich mich mehrfach mit dem Kennedy-Attentat befasst. Erstmals habe ich hierzu 2007 etwas in meiner Biographie zu Ex-CIA-Chef Allen Dulles geschrieben, der die Warren-Kommission dominierte und wesentlich die Alleintäter-Theorie vorantrieb.

Als 2008 angeblich neue Beweise auftauchten, nahm ich dies zum Anlass, den Stand der Forschung zum Attentat selbst in meinem Beitrag „Das Kennedy-Puzzle“ zusammenzufassen. Dabei war mir der Autor Lothar Buchholz freundlicherweise sehr behilflich. Buchholz sammelt praktisch alle Berichte über das Attentat, unterlässt jedoch eigene Schlussfolgerungen und Theorien, sondern weist allenfalls auf Widersprüche hin. Sein Buch „Labyrinth der Wahrheiten“ ist insoweit Pflichtlektüre.

Dieses Jahr verließ ich die Perspektive des Grashügels und bestieg den Feldherrenhügel, von dem aus man einen Blick auf das größere Ganze hat. Im Rahmen meiner Biographie über den ultrarechten Chairman des Vereinigten Generalstabs der US-Militärs zu Anfang der 60er Jahre, General Lyman Louis Lemnitzer, der die Kennedys abgrundtief hasste. Besonders aufschlussreich sind die beiden Kapitel mit dem Vorspiel und dem Nachspiel zum Attentat. Wer mein Zeugs nicht lesen will, dem möchte ich wärmstens „Brothers. The Hidden History of the Kennedys“ von David Talbot ans Herz legen.

Absolut vergessen kann man den seltsamen Beitrag in der deutschen Wikipedia, dem die Wikipedanten erstaunlicherweise das Prädikat „lesenswerter Artikel“ verliehen haben. Der Artikelbesitzer, mein lieber Freund Phi, hält Autoren, welche die Alleintäter-Theorie bezweifeln, für randständig und versucht nach Kräften, deren Erwähnung in der Wikipedia zu unterbinden. Zum Drama siehe meine Phi-Soap.

Es gibt aber auch das andere Extrem: So hatte in der englischen Wikipedia über Monate unbeanstandet beim Kennedy-Attentat der Jux gestanden, ein bestimmter Journalist sei diesbezüglich verdächtigt worden …

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20. November 2009

Der Ton der Wikipedanten

Neulich hatte ich in Teil 4 meiner spleenigen Soap über mein tragikomisches Abenteuer mit meinem Freund Phi im Wikipedia-Biotop die Figur des Marcus Cyron eingeführt und diesen mit einer fiktiven Figur aus Douglas Adams Hichthiker’s Guide to the Galaxy verglichen. Bei dieser Figur handelt es sich um ein Wesen, dass es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, jedes Wesen in der Galaxis genau einmal zu beleidigen und seit Ewigkeiten hierzu in seinem Raumschiff durch die Galaxis kurvt.

Bereits vor einigen Wochen war mir Cyron wieder aufgefallen und daher ein paar Zeilen wert gewesen.

Heute nun lieferte er den ersten Kommentar zu einem in der SZ-Schaltzentrale ausgetragenen Streitgespräch zwischen dem die deutsche Wikipedia-Community kritisierenden Blogger Felix von Leitner und dem so furchbar sympathischen Wikimedia-Geschäftsführer, dessen Namen ich gerade vergessen habe. Und was tut Marcus Cyron als erstes? Er beginnt sein – wie immer stets ausgesprochen sachlich gehaltenes – Posting so:

„Herr von Leitner, sie sind wie ein störrischer Esel.“

Das war für seine Verhältnisse übrigens noch ganz höflich. ;-)

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10. November 2009

Rechtsstreite mit Wikipedia: Wikimedia im Nicht-Dialog

Heute habe ich einen sachlich hervorragenden Beitrag über die Zustände bei Wikipedia und vor allem über die Arroganz bei Rechtsstreiten gefunden. Das medienrechtliche Problem ist, dass die Wikipedia-Beiträge in den USA gehostet werden, wo man von Deutschland aus nur mit unverhältnismäßigen Schwierigkeiten klagen kann. Um deutsches Recht schert man sich folglich nicht.

Auf der deutschen Seite von Wikipedia wird zwar die Möglichkeit angeboten, sich im Konfliktfall per eMail „auf informeller Basis auch an eine Gruppe von aktiven deutschsprachigen Benutzern zu wenden“, wie wir aber aus eigener Erfahrung bestätigen können, erfolgt von dort nicht einmal eine Antwort.

Ich kann diese Erfahrung leider aus eigener Erfahrung mit Wikimedia e.V. bestätigen. Zwar hatte ich anfangs wenigstens Antworten bekommen, die jedoch ziemlich laienhaft waren und ab Überforderung ausblieben. Diese Vereinsmenschen scheinen sich auch in der Realität für Admins zu halten, die nach Gutsherrenart auf Normalsterbliche mitleidig herabblicken. Sofern überhaupt eine Kommunikation erfolgte, war diese häufig unprofessionell, im Falle des bezahlten(!) Wikimedia-Geschäftsführers denkbar unsouverän.

Selbst der provinziellste Verein muss kommunizieren, solange sich der Gegner an den Kodex der Höflichkeit hält. Diese Kulturtechnik darf ich für meine anwaltlichen Schreiben beanspruchen. Was von Wikimedia kam und wie sie derzeit schweigen, kann man höflich nur noch als „dumpf“ bezeichnen.

In der Presse verlautbaren die Wikimedia-Leute, sie hätten auf Inhalte keinen Einfluss. Das ist jedoch allenfalls formal richtig, um das Wort „Heuchelei“ mal zu vermeiden. Mindestens einige der Wikimedia-Leute – wenn nicht sogar die meisten – sind nämlich zugleich auch Administratoren, haben also durchaus Kontrollmöglichkeiten, zumal ihr Wort in der Oligarchie-Clique der Wikipedia zwangsläufig Gewicht hätte.

Doch gerade das Ansehen von Admins, also Laien, die sich durch Edits (Löschen!) zu Wächtern emporgedient haben, tendiert immer mehr Richtung Nullpunkt, zumal als Arbeitston dort Gossensprache Usus ist. Mehr noch:

Auch ist bei Wikipedia seit längerem zu beobachten, dass gerade von „Administratoren“ Vandalismus an Artikeln in Form von Desinformation und der Verletzung von Marken- Urheber- und Persönlichkeitsrechten betrieben wird.

Welche Abgründe sich bei Wikipedia auftun, kann man sehr gut aufbereitet bei dem Benutzer „Brummfuß“ lesen, der sich Gedanken über das Mobbing im Wiki-Biotop macht. Es ist bezeichnend, dass dieser Benutzer inzwischen „indefinit gesperrt“ ist.

Wie resistent bzw. hysterisch man bei Wikipedia auf Kritik reagiert, zeigte ja mein „Besuch“ letzte Woche, wobei mich das karikaturhafte Gebaren eher amüsierte als betrübte.

Symptomatisch für die Wikipedia ist, dass man dort zwar 2007 ein „Schiedsgericht“ installierte, dieses sich jedoch kürzlich wegen Arbeitsunfähigkeit selbst aufgelöst hat. Die wussten nicht mal, was genau sie eigentlich sollten. Wikipedia ist Scheitern auf einem sehr, sehr niedrigen Niveau und scheint auf Führungsebene für Personen entsprechender Mentalität attraktiv zu sein.

Bei der Quelle für die oben genannten Zitate handelt es sich um einen ausgesprochen sachlichen Beitrag, den vermutlich jedoch viele nicht lesen möchten, da er aus einer politischen Ecke kommt, die sich verhältnismäßig leicht verbrämen lässt. Toleranz ist ja gerade nicht die Stärke des gegenwärtigen Wiki-Adels. Man sollte den Artikel trotzdem sehr genau studieren.

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9. November 2009

Vogonen in der Wikipedia

Sucht man in der von Wikimedia e.V. gerade gesundgebeteten deutschsprachigen Wikipedia nach „Vogonen“, wird man nur auf einen Artikel zum „Anhalter“ weitergeleitet. In der englischen Wikipedia und in vielen anderen anderer Sprachen sind die Vogonen einen eigenen Eintrag wert. Sowohl die Encyclopedia Galactica, also auch der Hitchhikers Guide Through The Galaxy bieten seit Jahrzehnten Vogonen-Einträge.

Die Vogonen sind nicht per se schlecht, aber immer schlecht gelaunt und absolut bürokratisch. Sie zerstören, was sich nicht rechtzeitig in bürokratischer Weise dagegen gewehrt hat und verfügen nur über rudimentäre Fähigkeiten zur Kommunikation.

Ich glaube, dass insbesondere die verbliebenen 5.000 bis 7.000 regelmäßigen Wikipedia-Autoren, vor allem aber die Admins, sich unbedingt mit Vogonen beschäftigen sollten. Im Raster der deutschsprachigen Wikipedia-Bearbeiter, von denen es mal über 800.000 gegeben haben soll, sind diejenigen Autoren verblieben, welche sich in ein schlechtes Arbeitsklima mit autoritären bis totalitären Strukturen einfügen und bereit sind, statt Artikel zu produzieren oder zu retten eine unglaubliche Menge an Zeit und Energie auf niveaufreie Löschdiskussionen zu verwenden. Ob es sich hierbei um die positive Auslese der Gesellschaft handelt, mag jeder selbst entscheiden. Vom Umgangston und der Sprache her zu schließen, die in der Wikipedia seit Jahren gepflegt werden, scheint der Anteil von Akademikern in der Minderheit zu sein.

Tatsache ist, dass dieses ursprünglich wunderbare Projekt des Wissensaustauschs stagniert, die bestehenden Artikel von Hausmeistern wie Trutzburgen gegen Revision verteidigt werden und ein schwer erträglicher Corpsgeist jeden Autor, der sich einen Hauch Selbstachtung bewahren möchte, vergraulen muss. Was ich vor zwei Jahren für Einzelfälle hielt, das bestätigt der Soziologe Christian Stegbauer, der von einer Oligarchie-Clique spricht. Seine Eindrücke wurden durch die zahlreichen Blog- und Forenpostings der vergangenen Wochen bestätigt.

Seit der denkbar provinziellen Podiumsdiskussion vom letzten Donnerstag und der einhelligen Reaktion hierauf steht fest, dass die deutsche Geschäftsführung zum Eingeständnis einer Krise oder zu einer souveränen Kommunikation mit Kritikern weder willens, noch fähig ist. Alle mir zugetragenen Überlegungen kommen zu dem Schluss, dass es weder einen Fork geben wird, noch eine Reformation. Das Projekt Deutschsprachige Wikipedia ist tot, jeder Versuch, sich geistig hiermit auseinander zu setzen, wird quasi Leichenschändung.

Es bleibt daher nur eine pragmatische Alternative: Lernt englisch und überlasst den Wikipedanten ihre kleine Scheinwelt!

 

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4. November 2009

Wikipedia: Kommt der große Fork?

Der CCC-Mann Frank Rieger hat in der aktuellen Wikipedia-Debatte nun vorgeschlagen, die Wikipedia aufzuspalten in eine Version für (sinngemäß) Fundamentalisten, nicht ausgelastete Studienräte und Telefonhörerdesinfizierer, die allesamt Spaß an Löschdiskussionen mit der spanischen Inquisition haben, sowie in eine entspanntere Version für Menschen, die nach sinnvollen Informationen suchen oder diese teilen wollen. Nun hatte es ja in den letzten Jahren einige „forks“ gegeben, die es jedoch nicht einmal auf Sektengröße gebracht haben. Nun wird eine Spaltung des Bestehenden angedacht, ein Gebiet, auf dem wir Deutschen sowohl auf religiösem als auch geopolitischem Gebiet historische Referenzen vorweisen können! Und diese Spaltung soll geordnet unter dem gemeinsamen Dach der Wikimedia ablaufen!

Geringe Realisierungschance

So vernünftig dieser Vorschlag klingt, so sind die Realisierungschancen eher gering, denn bei den die Wikipedia dominierenden Hardlinern, die sich dem Löschen verpflichtet fühlen, scheint es ein generelles Toleranzproblem zu geben, was „Konkurrenz“ im eigenen Haus mit einschließen dürfte. Mit Recht werden die Fundamentalisten befürchten, dass sie auf lange Sicht unter ihresgleichen bleiben werden, während die an dumpfen Diskussionen mit fachfremden Regelkundlern uninteressierten Experten und die anderen coolen Leute zum neuen Flügel mit dem nützlichen Wissen abwandern werden. Wie jede Organisation werden daher auch die Löschfanatiker zum Selbsterhalt streben.

Eigentliches Problem: Unterirdische Diskussionskultur

Das eigentliche Problem liegt aber meines Erachtens weniger in einer weiten oder engen Fassung der Regeln, denn Regeln müssen in der einen oder anderen Weise dennoch ausgelegt werden. Die Auslegung jedoch, die Verfahren und vor allem die Streitkompetenz der Admins sind meiner Auffassung nach die eigentliche Ursache, welche die Wikipedia lähmt. Die Admins sind ehrenamtlich tätig, können Streiten nur begrenzt Zeit widmen und verfügen über keine Ausbildung in der Handhabung von geistigen Auseinandersetzungen, juristischen Streiten oder pädagogischen Herangehensweisen. Aufgrund der Hilflosigkeit versuchen es Admins häufig mit unangemessen autoritärem Auftreten und der vorschnellen Verhängung von Sperren, was für erwachsene Autoren mit einem Minimum an Selbstachtung ein klares Exit-Signal bedeutet.

Lösungsvorschlag: Professionelle Mediatoren

Wäre es nicht ein sinnvoller Ansatz für den relativ vermögenden Wikimedia-Verein, professionelle Mediatoren anzustellen, die Streitereien distanziert analysieren, ggf. Sachverständige zuziehen und mit den Parteien auf Augenhöhe reden? Die Löschfanatikern, die eher an Karrikaturen erinnern, gelegentlich mal offline ein Feed Back geben oder sinnvolleren Aufgaben zuführen? Glaubenskriegern, die sich in bestimmten Artikeln verschanzt haben, freundlich auf die Finger klopfen – und zwar auch dann, wenn es sich um „verdiente Wikipedianer“ handelt?

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27. Oktober 2009

Udo Vetter ./. Judge Dredd

Der geschätzte Kollege Udo Vetter vom lawblog gehört wie fefe zu den Top Ten der deutschen Blogosphäre und hat in selbiger für das Image des Berufsstandes des Rechtsanwalts mehr Verdienste erworben als alle Kollegen zusammen. Und so kam endlich einmal jemand auf den Gedanken, dem verdienten Blogger ein Denkmal in der Wikipedia zu setzen. Natürlich ließ ein Löschantrag nicht lange auf sich warten.

Und wer hat diesen Löschantrag gestellt? Ein äußerst sympathischer Zeitgenosse namens Marcus Cyron, der mir durch seine durchgehend sehr gewählte Ausdrucksweise in Erinnung geblieben ist. Hier seine Begründung:

„Ich habe mir das Gestümpere jetzt 20 Minuten angesehen, als der Pseudoartikel immer um minimale Ergänzungen wuchs.“

Dieser Mensch war früher übrigens mal Admin, was ihm mächtig zu Kopf gestiegen war. Er masste sich polizeimäßige Kompetenzen an, wie sie mir eher von Judge Dredd bekannt gewesen waren, sowie einen Ton, den ich mal als „suboptimal“ charakterisieren möchte. Als ich noch in der Wikipedia verkehrte, fiel es mir als Akademiker sehr schwer, mich von jemandem maßregeln lassen zu müssen, dessen Sensibilität, Einfühlungsvermögen und sprachliche Grazie besagter Fantays-Figur entsprach. Irgendwann hatte jemand ein Einsehen, vermutlich er selbst, und diese eklatante Fehlbesetzung wurde korrigiert. Doch scheint der Zeitgenosse in der Wikipedia sein 2nd Life gefunden zu haben und ist wohl so gut vernetzt, dass man ihm so einiges durchgehen lässt, was bei weniger gleichen Usern zu einer sofortigen Sperre führen würde. Mit einiger Sicherheit steht er auch in guter Beziehung zum Hamburger Wikipedia-Stammtisch. Letzteres ersetzte seinerzeit auch die Notwendigkeit sachlicher Auseinandersetzung, denn in der Politik kommt es nur darauf an, die richtigen Leute zu kennen und Macht zu koordinieren.

Mehr davon, wenn hier die ersten Folgen meines tragikkomischen Monumental-Epos „Der Kompa und das liebe Phi“ erschienen sind …

Wie es aussieht, konnten die Guardian Angles des Kollegen Udo Vetter seinen Wikipedia-Eintrag gegen Judge Dredd verteidigen. Es lohnt sich halt, Freunde in der Unterwelt zu haben … ;-) Die Wikipedia bräuchte weniger Richter und Vollstrecker, sondern mehr Anwälte.

„Die Sitzung ist geschlossen.“

Update: So und so diskutiert der freundliche Herr Cyron in obiger Angelegenheit. That’s Wikipedia!

Und was ist das eigentlich für eine Form der „Qualitätssicherung“, wenn die Meinung solcher Gestalten als „relevant“ gewertet wird?

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