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Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
Blog zum Medienrecht


Communitypedia

Eigentlich versuche ich ja, die deutschsprachige Wikipedia möglichst auszulassen. Aber als Netzbewohner, der gelegentlich enzyklopädisch aufbereitete Information sucht, kommt man an dem Quasi-Monopolisten im Alltag schwerlich vorbei.

Heute hat das “Online-Lexikon” mal wieder auf ganzer Linie versagt:

Ich wollte mich über den Fortgang des Filmprojekts Iron Sky kundig machen. Leider, leider, hat die teutonische Wikipedia-Community irgendwann einmal beschlossen, dass Filme erst ab ihrer Premiere existieren, vorher nicht enzyklopädiewürdig sind. Das ist natürlich bei einem Film wie Iron Sky, bei dem das anarchistische Entstehen innerhalb einer eingebundenen Fanbase die eigentliche Story ist, natürlich Unfug. Etliche deutschen Fans würden sich gerne über das abgefahrene Projekt informieren, aber die Wiki-Zensoren wissen es für uns besser.

Diese Doktrin, nur fertige Filme aufzunehmen, gibt es nur in Deutschland – ebenso wie die GEZ, die Impressumspflicht und den Gartenzwerg. Woanders kommt man auch ohne diesen Ballast aus.

Ein interessanter Mensch namens “Vaughan Smith” hatte mich heute interessiert. Es wäre keine Schwierigkeit, aus den aktuellen Pressemeldungen einen Wiki-Artikel zu stricken, den es bislang nicht gibt. Aber niemand intelligentes, der in den letzten Jahren mal versucht hat, den Wikipedanten einen Beitrag zu spendieren, wird sich diese vergebliche Liebesmüh mehr als einmal antun.

Die Wikipedanten scheren sich einen Dreck um die Bedürfnisse und Erwartungen der Leser, sondern haben den neurotisch anmutenden Ehrgeiz, eine “tolle Wikipedia” zu schreiben, die den Ansprüchen der “Community” genügt. Mit anderen Worten: Diese Leute schreiben für sich selber. Ca. 300 Teutonen, die offensichtlich über dramatisch mehr Zeit verfügen, als etwa Leistungsträger, blockieren ein scheinbares “Mitmach-Lexikon”.

Wenn ich Jimbo Wales das nächste mal sehe, werde ich ihm vorschlagen, die gegenwärtige Wikipedia in eine Communitypedia und in eine echte Wikipedia aufzuspalten. Die Community-Leute könnten sich dann mit ihrem Privatprojekt befriedigen, während die Nutzer effizient Informationen austauschen. Aber ich sehe den Jimbo viel zu selten …

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Autor:
admin
Datum:
18. Dezember 2010 um 01:42
Category:
Allgemein,Internet,Medienmanipulation,Zensur
Tags:
 
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